Sonntag, 18. Juni 2017

E.O.Chirovici: Das Buch der Spiegel

Wer sagt die Wahrheit?

Quelle: pixabay
Hörbuch von audible

gesprochen von Jonas Nay, Stephan Kampwirth, Volker Lechtenbring, Sebastian Rudolph und Sasche Rotermund

8 Stunden und 15 Minuten





Inhalt

1.Teil
Der Literaturagent Peter Katz erhält per Email ein Manuskript von Richard Flynn, in dem dieser von wahren Ereignissen aus dem Jahr 1987 berichtet. Er verspricht den Mordfall des berühmten Professors Wieder in Princeton aufzuklären, der jetzt über 20 Jahre zurückliegt. In dem Auszug aus dem Manuskript erzählt Richard, dass die junge Laura Baines, eine begabte Mathematikstudentin bei ihm eingezogen ist und ihn mit dem Professor bekannt gemacht hat. Dieser bot ihm einen Job an - seine umfangreiche Bibliothek mithilfe eines Computerprogramms zu erfassen und zu sortieren. Richard, der eine Liebesbeziehung mit Laura unterhielt, war eifersüchtig auf den Professor und glaubte, er habe ein Verhältnis mit Laura. Zudem arbeite Wieder an einem geheimen Projekt, in dem es um traumatische Erinnerungen von Soldaten gehe. Sehr mysteriös. Richard erwähnt auch den Handwerker Derek, der unter retrograder Amnesie leidet und der für den Professor Reparaturarbeiten erledigt. Wieder hatte ihn einst begutachtet und ihm eine Schizophrenie bescheinigt, dadurch musste Derek, der des Mordes an seiner Frau verdächtigt wurde, nichts ins Gefängnis. In der forensischen Psychiatrie wurde er von einem Patienten niedergeschlagen und verlor sein Gedächtnis. Aus Nächstenliebe nahm sich der Professor seiner an und Derek war es auch, der die Leiche des Professors an einem Wintermorgen gefunden hat.
Das Manuskript bricht vor der Schilderung der Mordnacht ab, so dass Peter Katz versucht, Richard Flynn zu kontaktieren. Er kommt jedoch zu spät, denn Flynn stirbt an den Folgen einer Krebserkrankung und das Manuskript ist nicht auffindbar. Richard Flynn galt anfangs als Tatverdächtiger, doch letztlich konnte der Mord an Wieder nie aufgeklärt werden.

2.Teil
Besessen davon, die Wahrheit herauszufinden, beauftragt Katz den befreundeten Journalisten John Keller damit, die Beteiligten von damals ausfindig zu machen und Licht in die Ereignisse zu bringen.
Der findet heraus, dass sich Wieder einen Namen als psychiatrischer Gutachter gemacht hat und dass Laura Baines ihren Namen in Westlake geändert hat und inzwischen Professorin für Psychologie ist. Sie spricht nur unter der Voraussetzung mit Keller, dass sie vorher Richards Manuskript lesen darf.
Laura stellt die Ereignisse fast konträr zu der Erzählung Flynns dar. Während Richard behauptet, Lauras Exfreund habe sie verfolgt und ihr nachgestellt, behauptet Laura, sie habe nie eine Liebesbeziehung mit Richard gehabt und er sei es gewesen, der ihr und ihrem Freund gefolgt sei, nachdem dieser eine Zeit lang in Europa studiert habe. Auch habe sie nie eine Affäre mit dem Professor gehabt, sondern lediglich seine Arbeit unterstützt. Keller unterhält sich auch mit Derek, der wiederum behauptet, in der Mordnacht habe es einen heftigen Streit zwischen dem Professor, Laura und Richard gegeben, da Richard deren Affäre entdeckt habe. Und er sei sich sicher, dass Richard den Professor umgebracht habe.
Wem soll Keller glauben?
Nach den Gesprächen mit Lauras ehemaliger Freundin und dem ermittelnden Detective in dem Fall - Roy Freeman - scheint dieser immer komplizierter zu werden, da sich alle Aussagen widersprechen. Keller entdeckt zudem, dass ein verschollenes Buch, das der Professor veröffentlichen wollte, unter Laura Westlakes Namen erschienen ist. Hat sie es gestohlen und den Professor ermordet? Oder sich Richards bedient?

3.Teil
Der letzte Teil wird vom inzwischen pensionierten Detective Freeman erzählt, dem es letztendlich gelingt den Fall aufzuklären und der erkennt, dass alle Beteiligten sich geirrt haben und ihre Wahrnehmungen von den eigenen Obsessionen verzerrt waren.

Bewertung
Ein gelungener Krimi, indem alle Aussagen einer Person von der nächsten widerlegt werden und man irgendwann überhaupt nicht mehr weiß, wer lügt und wer die Wahrheit gesprochen hat. Schritt für Schritt setzen sich die Puzzleteile zusammen und ergeben ein Gesamtbild des Mordes, an dem - so viel sei hier verraten - mehrere beteiligt waren. Das Verbrechen ist sehr vielschichtig und in jedem Teil wird eine Schicht abgetragen, bis die Tat am Ende in ihrer Gesamtheit sichtbar wird.

Unglaublich spannend, kunstvoll komponiert und als Hörbuch von den einzelnen Sprechern sehr gut gelesen. Man sollte es allerdings nicht mit vielen Pausen oder "nebenbei" hören, da die Handlung kompliziert ist und man Gefahr läuft, den Überblick zu verlieren.

Ein schönes Spiel mit Sein und Schein, mit dem, was die Menschen wahrnehmen wollen und dadurch die "objektive" Wahrheit verzerren.